Welterbe-Winzer
Weil ich Wein liebe, bin ich 2017 Winzer geworden. Steillagenwinzer. Nicht wenige meiner Freunde hielten mich für verrückt, als ich ihnen von meinem Vorhaben erzählte. Heute weiß ich: Sie hatten Recht. Auch meine liebe Frau Ute war anfangs wenig begeistert. Weil sie wusste, was kommen würde: Viel Arbeit für wenig Ertrag.
Was sie nicht wusste: Unser Wein wächst an einer der schönsten Stellen im Welterbegebiet. Die Fläche im Berg Frauenstieb (so heißt die Einzellage im Assmannshäuser Frankenthal) gehört Peter & Petra König aus Asmannshausen, wir haben sie gepachtet. Timmy, wie Alle im Ort Peter nennen, ist der Fachmann für feinen Wein, ich bin der Mann fürs Grobe: Steine schleppen, Trockenmauern ausbessern, Zäune ziehen.
Das Gelände ist steil. Mehr als 40 Grad. Steil ist geil. Und es ist wild. Umgeben von Brombeergestrüpp und Dornenhecken, inmitten von Eichen und Felsenahorn. Umzingelt von Hasen, Dachsen, Rehen und Muffelwild sowie Wildschweinen – und dem Rheingauwolf.
Trotzdem fühlen wir uns in unserem „Weingarten 531“ wunderbar wohl. Die 531 steht für den Rheinkilometer, der vom Strom herauf grüßt. „Weingarten“ nennen wir die neun übereinander gestaffelten Terrassen, weil sie uns wie ein kleiner Garten Eden erscheinen.
Im Weingarten 531 steht Osteiner. Die Sorte wurde 1928 in Geisenheim gezüchtet (Riesling x Silvaner) und wächst nur noch an drei Orten in der Welt: In Neuseeland (2.500 qm), Hammelburg (Franken, 1.000 qm) und im Berg Frauenstieb bei uns (620 qm). Die Sorte erinnert an den Mainzer Grafen Karl Maximilian Amor von Ostein, der vor mehr als 250 Jahren begann, den Niederwald in einen Landschaftspark zu verwandeln.
Unser Credo steht auf einem Schild, das in der kleinen Laube hängt, die wir als Sitzgruppe für alle Wanderer am Weg gebaut haben. Wer dort rastet, spürt: „Live is made of small moments like this“. Frei übersetzt: Das Leben ist schön. Besonders in unserem Weingarten 531.